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HÖVELHOF/WALSTEDDE (WV)

Der sechsjährige Marlon ist schwerstbehindert. Für seine Familie war am Mittwoch ein ganz besonderer Tag. Denn dank des Vereins Hövelstein aus Hövelhof können die Nowaks nun ein behindertengerecht umgebautes Auto ihr Eigen nennen.

Familie Nowak wohnt etwas abgelegen. Das hübsche Fachwerkhaus südöstlich von Walstedde ist von Feldern umgeben. „Bis zum Bäcker sind es zwei Kilometer“, sagt Markus Nowak. Ohne Auto geht hier also eher wenig. Hinzu kommt, dass die Familie an ein Fahrzeug besondere Anforderungen stellt. Denn Sohn Marlon ist schwerstbehindert. Und ein rollstuhlgerechter Wagen ist sogar gebraucht noch immens teuer. Deshalb war der Mittwoch für Markus und Bianka Nowak ein sehr spezieller Tag. An der Straße zu ihrem Hof parkten am Nachmittag mehrere Autos, viele davon mit Paderborner Kennzeichen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand ein weißer Renault Kangoo. Den rollstuhlgerecht umgebauten Wagen im Wert von rund 35.000 Euro darf die Walstedder Familie nun ihr Eigen nennen. Möglich gemacht haben das die guten Kontakte von Katrin Beerwerth. Sie ist die pädagogische Leiterin des ambulanten Kinderhospizdienstes „Königskinder“ aus Münster, der die Familie seit zwei Jahren begleitet, berät und entlastet. Eine Mitarbeiterin kommt regelmäßig ins Haus, um mit Marlon spazieren zu gehen, ihm vorzulesen, mit ihm zu schaukeln. Der Sechsjährige hat eine angeborene Hirnfehlbildung. Er kann weder sprechen noch laufen, hat epileptische Anfälle und muss rund um die Uhr betreut werden. Mutter Bianka ist deshalb derzeit nicht berufstätig. Sie kümmert sich Vollzeit um ihren jüngeren Sohn. Früher habe man Marlon einfach ins normale Auto hineinheben können, der Spezial-Kinderwagen kam in den Kofferraum. Doch mittlerweile sei ihr Sohn dafür schlicht zu groß und zu schwer geworden, berichten Markus und Bianka Nowak. Der neue, passende Rollstuhl sei beantragt. Wieder eine (bürokratische) Hürde, die es zu nehmen gilt. Am Außenaufzug, der der Familie einen besseren Zugang in die im Obergeschoss gelegene Wohnung ermöglicht, hat sich im vergangenen Jahr bereits der Verein „Enniger hilft Kindern“ mit 6000 Euro beteiligt. Er ist auch dieses Mal wieder im Boot.

Genau wie der Hövelstein Sozialfonds e.V., mit dem Katrin Beerwerth in der Vergangenheit bereits ein paar Mal zusammengearbeitet hat, als es darum ging, betroffene Familien bei einer solch teuren Anschaffung zu unterstützen. Zuletzt im Frühjahr habe der Verein aus dem Kreis Paderborn gemeinsam mit „Enniger hilft Kindern“ ein E-Rollstuhlfahrrad für eine Familie aus Ostbevern finanziert, so Hövelstein-Vorsitzender Hermann-Josef Hüser. Auf diese bewährten Kontakte hat Beerwerth zurückgegriffen. Und keine vier Monate nach dem ersten Telefonat konnte der umgebaute Renault nun übergeben werden. „Das ging jetzt mal richtig schnell“, freute sie sich gemeinsam mit der Familie über diese unbürokratische Hilfe. Zum Termin waren die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins aus Hövelhof extra nach Walstedde gekommen.

Neben dem Sozialfonds und dem Verein „Enniger hilft Kindern“, der am Mittwoch durch den Vorsitzenden Christian Westkämper vertreten war, haben noch weitere Sponsoren das Projekt unterstützt: die Hans und Gretchen Tiedje-Stiftung, die Wilhelm Oberle Stiftung, BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“, die Helene & Bonnik Hansen Stiftung und die Stiftungsfamilie BSW & EWH.

In Zukunft ist es für Familie Nowak, zu der auch noch Sohn Luka gehört, also kein Problem mehr, gemeinsame Ausflüge zu machen oder Marlon zum Arzt zu fahren. Nun hoffen Markus und Bianka Nowak noch, dass der Sechsjährige bald einen Platz an einer Förderschule bekommt. Auch da dürfte das neue Auto eine große Hilfe sein.

von Nicole Evering
Artikel "Westfalen Blatt" vom 19.07.2024